Der Cusanus-Zyklus

March 20, 2012

In der Entwicklung der modernen Metaphysik, wie sie auf dieser Webseite vorgestellt wird, waren die Ideen und Erkenntnisse des Nikolaus von Kues (1401 - 1464) wiederholt von wesentlicher heuristischer Funktion.
Aufgrund dieser Erfahrung sollen die Cusanischen Ideen daher bewusst als "Forschungswerkzeug" genutzt werden, um die metaphysische Theorieentwicklung weiter voranzutreiben. Zu diesem Zweck ist ein aus fünf Texten bestehender Zyklus geplant.
Der erste Text "Die intrinsisch logische Struktur der Cusanischen Koinzidenzlehre" konnte bereits fertiggestellt werden. Die Kernaussage dieses Textes: »Das metaphysische Wirklichkeitsbild erweist sich als eine ontologisch effiziente und elegante Realisierung der Aristotelischen Logik.«



Dieser Text ist am 7. Dezember 2011 zur fachlichen Begutachtung bei der Zeitschrift COINCIDENTIA eingereicht worden. Seine Veröffentlichung wurde am 16. März 2012 mit der Begründung abgelehnt, dass er auf die Erstellung einer "neuen Metaphysik" zielen würde, nicht jedoch auf ein vertieftes Verständnis des Cusanus. Dies aber habe sich die "Coincidentia" als "Zeitschrift für europäische Geistesgeschichte" als Aufgabe gestellt.

KOMMENTAR: Dies ist in der Tat zutreffend. Es ging in diesem Text wesentlich um die Begründung einer modernen Metaphysik - freilich unter besonderer Berücksichtigung der von Cusanus ausgehenden Erkenntnisimpulse. Das Cusanische Denken hat die Entwicklung dieser modernen Metaphysik maßgeblich beeinflusst. Gleichwohl ist es in weiten Teilen unvollendet geblieben. Es zeigt Grundideen einer aufkeimenden modernen Metaphysik, die historisch jedoch viel zu früh kam und als Folge davon, für mehr als drei Jahrhunderte vergessen werden sollte. (Die Präsenz des Vergessenen. Zur Rezeption der Philosophie des Nicolaus Cusanus vom 15. bis zum 18. Jahrhundert erschienen im Aschendorff Verlag (Münster 1989)

Download des Textes




Nachfolgende Liste zeigt die weiteren geplanten Texte.


Diefigura paradigmatica - Kernschema einer koinzidentalen Kosmologie?
Die Quadratur des Kreises - Über den archetypischen Ursprung der Lorentzsymmetrie
Die Signatur Gottes - Experimentelle Grundlagen einer modernen Metaphysik
Cusanus - Pionier einer modernen Metaphysik?

Ist die figura paradigmatica Kernschema einer koinzidentalen Kosmologie?

Das Verhältnis zwischen dem Einen und dem Universum war eines der zentralen Forschungsthemen des Cusanus. In immer neuen Anläufen versuchte er das Disproportionalitätstheorem (i.e. zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen besteht kein Verhältnis) zu überwinden und beide Wirklichkeitsbereiche als sich bruchlos zusammenfügbare Teile einer Ganzheit zu beschreiben.
Um diesem Ziel näher zu kommen, beschrieb er in seiner De Docta Ignorantia (1440) das Eine als maximum absolutum und das Universum als maximum contractum - ein Beschreibungsmodus, der die zwischen beiden Wirklichkeitsfeldern bestehende Grenze verwischen und ihm später den Pantheismusvorwurf einbringen sollte.
In dem gegenwärtig in Arbeit befindlichen Aufsatz soll dargelegt werden, wie mit Hilfe eines durch die figura paradigmatica inspirierten Schemas diesen für Missdeutungen anfälligen Cusanischen Begriffsprägungen eine konzeptionell und inhaltlich präzisere und transparentere Form gegeben werden kann

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Grundlage des Textes ist nachfolgende adaptierte Version der figura paradigmatica:


Maximum Contractum aus Sicht einer modernen Metaphysik

Kryptoporträt?

Das o.a. Bild stammt aus dem AltarRetabel des Derick Baegert (1440 - 1502), welcher sich derzeit in der Propsteikirche zu Dortmund befindet.
In seiner Dissertation über diesen Altarretabel glaubt der Kulturhistoriker Wolfgang Rinke ein Kryptoporträt des Nikolaus von Kues entdeckt zu haben.
Für ein besonders beweis-kräftiges Indiz hält Rinke das in der linken Hand befindliche kugelförmige Weihrauchgefäß, welches seiner Meinung nach in besonderer Weise die philoso-phische Schrift des Cusaners De ludo globi bildnerisch zum Ausdruck bringt.

Vollständiges Bild?